Gifhorn: Corona-Singen in der Glaserstraße geht unermüdlich weiter

Irgendwie können Heidi Schöner und Andreas Swiderski es immer noch nicht fassen, was da Mitte März in der Glaserstraße begann – und nun solche Energie und Unermüdlichkeit erzeugt hat. Anwohner singen „Der Mond ist aufgegangen“ und „Kein schöner Land“ – und das seit Monaten. Die AZ war am Freitagabend bei Folge 291 dabei und erlebte, dass die Vorsicht vor Corona sehr groß ist, aber nicht die Zuversicht, dass alles gut wird. „Das Singen hält uns alle gesund“: Sie sangen bei Hitze im Sommer, bei Regen, Sturm, an Weihnachten und Silvester – Swiderski und Heidi Schöner schreiben jeden einzelnen Tag des Corona-Singens auf. Start war am 24. März. Da hatte das Paar gehört, wie die ehemalige Landesbischöfin Margot Käßmann dazu aufrief, abends um 19 Uhr gemeinsam am Balkon oder im Vorgarten „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen. Die treue Fan-Gemeinde zählt rund 20 Mitstreiter: Dass die Aktion in der Glaserstraße seit Monaten eine feste Fan-Gemeinde von etwa 20 Sängern hat, erstaunt Swiderski noch heute. Er hat übrigens sogar bei seiner Reha-Zeit im Krankenzimmer weiter gesungen. „Das Singen hält uns alle gesund.“ Auf Sicherheit wird extrem geachtet: Und weil das auch so bleiben soll, kommen die Corona-Sänger abends inzwischen nur unter großen Sicherheitsabständen auf der Straße zusammen. „Inzwischen gibt es schon feste Plätze für jeden, man duzt sich.“ Sogar als eine Fahrradklingel ertönt, weiß er sofort, wer da gerade kommt. Sicher ist sicher: Deshalb muss einer der kleinen Lieblinge der Runde, die kleine Mona, gerade einmal Pausieren. Oma Petra Wojtczyk findet es schade, „aber die Kleine läuft sonst immer zu jedem. Und das geht jetzt gerade nicht“. Aber anderen eine Freude machen, das geht immer bei der Gruppe. Wenn etwa Carina bei den Verwandten in Gifhorn ist, singt sie für ihr Leben gerne im Glaserweg mit. Als die Jugendliche konfirmiert wurde, haben sich alle getroffen und ein Video aufgenommen. Das wurde dann als Überraschung während der Feier gezeigt. Liedertexte braucht niemand mehr: Aber zurück zum Corona-Singen Folge 291: So fix sie zusammenkommen, so pünktlich legen sie auch los. Swiderski nimmt Haltung an, Liedertexte braucht hier niemand mehr und schon legt der stimmgewaltige Tonangeber los. Alle singen andächtig mit. Nach rund zehn Minuten verklingt der letzte Ton. Zum Schluss klatschen alle und wünschen sich „Bleibt gesund“: Alle klatschen. Man wünscht sich: „Bleibt gesund!“ Alle sind fix wieder weg. Einen Wunsch gibt Swiderski aber der AZ noch auf den Weg: „Wir würden zum Jahrestag so gerne Frau Käßmann einladen, die hat uns ja schließlich auf die Idee gebracht. Wir sind bestimmt die einzigen in Deutschland, die das so lange durchhalten.“ Von Andrea Posselt