Extrem-Winter im Landkreis Gifhorn: Die Räumdienste kämpfen gegen Schneeverwehungen

Die Farbe Weiß dominiert im Moment das Gesamtbild im Landkreis Gifhorn. Unaufhörlich rieselt der Schnee, Windböen verteilen ihn nach Lust und Laune. Blanke Straßen gibt es kaum. Inzwischen mehrt sich Kritik an der Arbeit der Winterdienste. Die AZ hat einmal nachgefragt, wie die Räumdienste aufgestellt sind. Der ASG verfolgt einen genauen Fahrplan: Für die Stadt Gifhorn gibt es einen genauen Fahrplan, nach welcher Reihenfolge Straßen von Eis und Schnee befreit werden. Priorität genießen Hauptstraßen und Einfallstraßen, erläutert Peter Futterschneider, Leiter des Abwasser- und Straßenreinigungsbetriebs (ASG). Großfahrzeuge haben hier alleine schon 122 Kilometer zu bewältigen. Anlieger einiger Nebenstraßen müssen selbst räumen: Danach sind Nebenstraßen dran. Futterschneider kennt die Klagen einiger Anwohner. Er erinnert aber an den Grundsatz, dass es durchaus Nebenstraßen gibt, in denen die Anlieger selbst die Räumpflicht haben. „Wenn die Stadt zuständig ist, wird diese Aufgabe vom ASG wahrgenommen.“ Im übrigen bezahlen jene Gifhorner dann entsprechend weniger Gebühren als Anlieger der bevorzugt geräumten Straßen. Die Wetterlage erschwert die Arbeit des Winterdienstes: Auch die Räumung der Nebenstraßen folgt nach einem Schlachtplan. Gifhorn ist dabei in vier – nach den Himmelsrichtungen – aufgeteilt. Der Stand am Montagmorgen: West ist vollständig geräumt. Die Touren Ost, Süd und Mitte sollten am Montag voraussichtlich abgeschlossen sein. Aber die Wetterlage sei eben außergewöhnlich. „Aufgrund der massiven Schneefälle ist es natürlich so, dass im Bereich West wieder eine Menge Schnee gefallen ist. Ebenso dann auch in den Bereichen, in denen wir heute früh im Einsatz waren“, so Futterschneider. Am Dienstag soll ein erneutes Räumen der ganzen Priorität-3-Bereiche erfolgen. Das wird sich über Dienstag und Mittwoch erstrecken. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten. Damit hatte das Helios-Klinikum Gifhorn schon gerechnet: „Wie erwartet, waren vermehrt witterungsbedingte Verletzungen zu verzeichnen“, berichtet Sprecherin Lisa Iffland auf AZ-Anfrage. „Im Vergleich jedoch am heutigen Montag mehr als am Wochenende.“ Dr. Sabine Povoden, Chefärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, lobt: „Die Bevölkerung hat umsichtig agiert und so blieb die Anzahl der Verletzungen unter dem erwarteten Ausmaß.“ Ein erhebliches Problem mit dem Wetter hatte der Rettungsdienst: Dessen Ärztlicher Leiter Dr. Gert Hobbensiefken berichtete, dass sich die Einsatzzeit der Rettungswagen verdoppelt habe, obwohl Schneeketten an den Rettungswagen angebracht wurden. Parkende Autos behindern stellenweise die Arbeit: „Wenn in den Bereichen der Priorität 3 manche engen Stichstraßen mit den Großfahrzeugen nicht erreicht werden können, wird nachgearbeitet, soweit möglich“, sagt Futterschneider. Häufig würden jedoch parkende Autos das Räumen behindern. Die meisten Beschwerden gebe es, wenn das Räumfahrzeug Einfahrten zuschiebt. Hier jeweils Rücksicht zu nehmen, sei leider nicht möglich. Der Wind erschwert die Arbeit erheblich: Mit den Kapriolen der Wetterlage kämpfen gerade auch die Straßenmeistereien im Landkreis. Alle jeweils 20 Mitarbeiter der beiden Einrichtungen seien gerade im Winterdienst im Zwei-Schicht-System à zwölf Stunden im Dienst. Eine Sisyphos-Arbeit, wie Landrat Dr. Andreas Ebel berichtet. Es sei „ein besonderes Ereignis, das sich zuletzt vor zehn Jahren annähernd so ereignet hat“. Aufgrund des Windes kommt es zu erheblichen Schneeverwehungen, die mit zusätzlichen Gerät von der Straße geräumt werden müssen. Der Landkreis hatte schon am frühen Montagmorgen auf seiner Homepage darauf hingewiesen, dass der Unterricht an sämtlichen allgemein- und berufsbildenden Schulen wegen des Schnees ausfällt – inklusive Notbetreuung. Und auch am Dienstag, 9. Februar, gibt es keinen Präsenzunterricht. Distanzunterricht mit Homeschooling in den Szenarien B und C findet allerdings statt. Von Kindergartenträgern kam hingegen der Hinweis: Natürlich gibt es Notbetreuung. „Die Eltern können ihre Kinder ja nicht im Schnee parken“, formulierte es eine Einrichtungsleiterin drastisch. Christine Hartmann vom evangelischen Kindertagesstättenverband bestätigt: „In all unseren Häusern läuft die Notbetreuung innerhalb des Lockdowns weiter.“ Es seien ausreichend Fachkräfte vor Ort, allerdings seien auch nicht alle angemeldeten Kinder gekommen. „In der Regel haben diejenigen Eltern ihre Kinder gebracht, die auch selbst persönlich am Arbeitsplatz gebraucht werden.“ Manche sogar auf dem Schlitten: „In den Dörfern sind die Wege fußläufig, da geht das.“ Für die Awo bestätigte Pressesprecher Falk Hensel ähnliches, in allen fünf Einrichtungen im Landkreis Gifhorn sei eine Notbetreuung angeboten worden. „In Grußendorf wurde diese von den Eltern nicht genutzt, hier haben die Familien andere Lösungen gefunden.“ Je nach Personallage wird auch am Dienstag wieder eine Notbetreuung angeboten, die Kita-Leitungen stünden mit den Eltern in engem Kontakt. „Daher ist der Bedarf gut planbar.“ Sperrungen von Straßen waren noch nicht notwendig: Straßensperrungen seien bisher nicht erforderlich gewesen. „Allerdings waren viele Kreisstraßen in Teilabschnitten durch Schneeverwehungen nur eingeschränkt befahrbar“, so Ebel. Aktuell gehe er davon aus, dass die „zur Verfügung stehenden Fahrzeuge ausreichen, um eine Befahrbarkeit der Kreisstraßen zu gewährleisten“, so Ebel. Von Andrea Posselt