Doku über Ex-Femen-Aktivistin: Gifhorner Regisseurin arbeitet an neuem Film

Bis zum international renommierten Festival in Locarno hat es die Gifhorner Filmregisseurin Elke Lehrenkrauss im vergangenen Jahr mit der Dokumentation „Lovemobil“ geschafft, die Arbeit an vielen weiteren Filmprojekten geht weiter. Im Fokus gerade: Das Finish des Dokumentarfilmes „The Naughty Girl“ – der deutsche Titel lautet „Das ungezogene Mädchen“. Darin zeichnet sie ein Porträt von Josephine Witt, die als Femen-Aktivistin in Deutschland mit Nacktprotesten Schlagzeilen machte, um politisch etwas zu bewegen. Worum es genau geht, hat die in Berlin lebende Künstlerin der AZ erzählt. Die erste Begegnung war zufällig: Alles begann mit einem Zufall, der Begegnung mit Josephine Witt. Man unterhielt sich, verstand sich, von einem Film war da noch keine Rede. Josephine sorgte in den Medien für spektakuläre Bilder, etwa als sie im Kölner Dom mitten in der Weihnachtsmesse 2013 vor Kardinal Meisner mit nackter Brust auf den Altar sprang, weil sie gegen die Missachtung der Frauenrechte in der katholischen Kirche und gegen Meisners Position zur Abtreibung protestieren wollte. Später sprach sie sich von der Aktion Femen los, suchte andere Formen des Protests. Und dann entwickelte sich das Filmprojekt zu etwas Großem: Und genau das war der Punkt für Elke Lehrenkrauss, der aus dem bloßen Porträt für eine geplante kurze Fernsehdoku dem Projekt mit einmal Tiefe verlieh. „Eine Figur in einem Film möchte ich als Persönlichkeit sehen, erst dann höre ich auf zu drehen.“ Das Ringen einer jungen Frau, wie sie ihren in sich schlummernden Protest, den Drang, gesellschaftlich etwas zu verändern, leben kann, das sei das Reizvolle daran gewesen, den Film „größer werden zu lassen“. Die Persönlichkeit einer Figur ergründen: Wer verbirgt sich hinter den spektakulären Bildern, wie kämpft eine junge Generation um Veränderung? Das sei der Antrieb gewesen. So wie sie viele Jahre die Lovemobile an der B188 sah und sich immer wieder fragte, welche Geschichten von Menschen da wohl hinter stecken, so wollte sie auch die Femen-Aktivistin ergründen, berichtet Elke Lehrenkrauss. Über fünf Jahre begleitete die Regisseurin den Lebensweg von Josephine – bis hin zur Geburt von ihrer Tochter. Lehrenkrauss filmte sogar selbst: Eine Freundschaft entstand. Lehrenkrauss filmte sogar selbst. Und nicht nur das war besonders. Als sie Josephine in Paris im Headquarter von Femen besuchte, wo Aktivistinnen aus der Ukraine und Tunesien waren, öffnet sich für Lehrenkrauss auch der Blick aufs internationale Parkett, auf Menschen, die wegen ihres Protests sogar harte Strafen erhalten. Gerade wird das Filmmaterial geschnitten: „Wie sich jemand was vornimmt und dann tatsächlich auch macht, das habe ich sehr bewundert“, sagt Lehrenkrauss in der Rückschau. Aber auch mitzuerleben, wie eben jene Aktivistin sich als junge Mutter einen Weg sucht, das macht für sie den Reiz des Films aus. Gerade schneidet die Gifhornerin das Filmmaterial. Wann und auf welchem Kanal die Doku zu sehen ist, steht noch nicht fest. Lesen Sie auch: Sexmobil-Film der Gifhorner Regisseurin Elke Lehrenkrauss ab März in den Kinos Filmfest von Locarno: Lovemobil-Regisseurin aus Gifhorn berichtet Kino-Dokumentation: Gifhorner Film in Locarno nominiert Von Andrea Posselt