Covid-Spätfolgen: Betroffene aus Kreis Gifhorn berichten von Beschwerden

Eigentlich sollten sie es längst hinter sich haben, doch inzwischen wird immer häufiger bekannt, dass an Covid 19 Erkrankte noch Monate später unter Beschwerden leiden. Auch im Kreis Gifhorn gibt es Betroffene – Erkrankte „der ersten Stunde“, die heute noch etwas haben von ihrer Infektion im März. Corona gibt es gar nicht oder ist allenfalls eine leichte Grippe? Für Leugner und Verharmloser hat Randolf Moos eine klare Botschaft: „Die sollten mal mit Betroffenen sprechen.“ Didderses Bürgermeister hat das zweifelhafte Privileg, zu jenen Betroffenen zu gehören. Er hatte sich die Infektion als ungewolltes Andenken vom Ischgl-Urlaub Anfang März mitgebracht. Für ihn ist es immer noch nicht ganz überstanden. Drei Wochen laborierte Moos damals mit der Infektion akut herum. „Ich hatte einen schwereren Verlauf.“ Der 60-Jährige musste nicht ins Krankenhaus, sei aber kurz davor gewesen. Unter anderem wegen der Atemnot. In den Wochen danach „habe ich immer gemerkt: So ganz weg ist es nicht.“ Wenn er sich anstrenge zum Beispiel. Und dann die Konzentrationsstörungen hin und wieder. Die Krönung war neulich die Voruntersuchung zu seiner Knie-Operation. Das EKG war schlecht, er musste zum Kardiologen. Der habe dann aber grünes Licht gegeben für den Einbau des neuen Gelenks. Angelika Braut hat das Virus noch heftiger getroffen. Auch sie infizierte sich Anfang März. Acht Tage lag sie auf der Isolierstation des Krankenhauses. Im April und Mai blieb sie krank geschrieben, danach gab es für die Direktorin des Amtsgerichts Gifhorn eine Eingliederung. Folgen einer „super schweren Lungenentzündung“. Wenigstens habe sie nicht beatmet werden müssen. Das Organ ist immer noch nicht 100-prozentig leistungsfähig. „Ich bekomme oft schlecht Luft, ich schlafe nicht richtig.“ Die Tücke des Virus’: Dr. Klaus-Achim Ehlers, Kreissprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, und seine Kollegen im Kreis Gifhorn haben mit den Covid-19-Spätfolgen noch kaum Erfahrungen gemacht. Dazu gebe es hier zu wenig Fälle – ein Erfolg von Lockdown, Maskenpflicht und Abstandhalten, sagt der Mediziner. Für ihn sind Moos und Braut Beispiele, dass Corona auch jetzt noch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. „Das Virus befällt unter anderem das Gefäßsystem.“ Das mache es so tückisch und die Bandbreite der Symptome so groß: „Es kann sich überall niederschlagen.“ „Nicht atmen können macht keinen Spaß“: „So schwach war ich mein ganzes Leben nicht“, sagt Braut. „Nicht atmen können macht keinen Spaß.“ Die 59-Jährige hatte sich anfangs nicht zur Risikogruppe gezählt und gesagt, dass das Virus sie schon nicht so hart treffen würde. „Das kann sich als fataler Irrtum heraus stellen.“ Wie Moos kann sie die Gleichgültigkeit jener nicht verstehen, die zum Beispiel Partys ohne Sicherheitsvorkehrungen feierten, als gäbe es das Virus nicht. Inzwischen sollten die Menschen gewarnt sein – so wie ihr eigener Freundeskreis, dem sie als mahnendes Beispiel dient. Auch im Kreis Gifhorn hat das Corona-Virus den Alltag und die Gedanken der Menschen voll im Griff. Das hat die AZ bislang berichtet: Gifhorn: Vorerst keine Gastronomie im Brauhaus Trotz Corona: Zahl der Trauungen in Gifhorn auf Vorjahresniveau Gifhorns Klinikum bleibt bei strikten Besuchsregeln Jugendtreffs in der Samtgemeinde Brome öffnen wieder Neudorf-Platendorf: Ein emotionaler Abschied von Rektor Gerhard Treustedt Arbeitsminister Hubertus Heil besucht die Wesendorfer Lernwerkstatt Meinersen: Ferienspaß to go – Jugendschützer setzen auf Betreuung Corona-Special-Themen: Themenseite: Alle Artikel zur Corona-Krise aus dem Kreis Gifhorn Corona-Liveticker – aktuelle News aus dem Kreis Gifhorn Corona in Gifhorn und Niedersachsen: Der aktuelle Stand der Infizierten Hier geht’s zum Robert-Koch-Institut Hoffnung auf Heilung: Moos trägt lieber wieder Mund-Nase-Masken, ebenso wie Braut, die sich die Corona-Warn-App runter geladen hat. Keiner wisse, wie lange die Immunität anhalte, ist Braut nachdenklich. Moos war neulich mit seiner Lebensgefährtin auf Wanderurlaub im Schwarzwald. „Leistungsfähig war ich.“ Er und Braut hoffen, dass die Beschwerden bald wieder ganz abklingen. Und dass sich die Gleichgültigkeit bei manchen Zeitgenossen legt, so Braut: „Diese Krankheit kann man nicht leugnen.“ Von Dirk Reitmeister