Coronabedingt nur Notbetreuung in den Kitas: So manche Familie stößt an die Belastungsgrenze

Die Notbetreuung in den Kindertagesstätten des Landkreises wird von den meisten Eltern nur dann in Anspruch genommen, wenn es wirklich sein muss. Allerdings steigt die Nachfrage, je länger der Lockdown andauert. Das veränderte Betreuungsangebot wirkt sich auch auf den Kita-Alltag aus. Das berichten mit dem DRK, der Stadt Gifhorn und dem evangelischen Kindertagesstättenverband gleich drei Betreiber. In den neun Einrichtungen des evangelischen Kindertagesstättenverbands werden derzeit etwa 220 Kinder in 24 Gruppen betreut, die Auslastung schwankt zwischen 20 und 50 Prozent. In den sieben Kitas der Stadt Gifhorn werden 81 Kinder in 16 Gruppen betreut. In den mehr als 40 Kitas des Gifhorner DRK wurde die 50-Prozent-Quote gerade zum Start der Notbetreuung im Januar nicht in jeder Gebietseinheit ausgeschöpft. „Mit der Verlängerung der Notbetreuung sind aber vermehrt Anfragen eingegangen“, berichtet DRK-Sprecher Roland Strehmel. Eltern nehmen die Notbetreuung nur in Anspruch, wenn es unbedingt notwendig ist: „Die Eltern haben großes Verständnis und behalten ihre Kinder wenn irgend möglich in häuslicher Betreuung, selbst wenn sie zum Beispiel in der Pflege tätig sind“, berichtet Christine Hartmann, pädagogische Leiterin des evangelischen Kindertagesstättenverbandes. Das berichtet auch die Stadt Gifhorn: „Familien, die einen Anspruch auf Notbetreuung haben, nehmen diese auch nur für Zeiten in Anspruch, die zwingend notwendig sind“, sagt deren Sprecher Christian Schnur. Beim DRK kam es vereinzelt zu Anfragen, die nicht unter die Vorgaben zur Notbetreuung fielen. Hier halfen dann die klaren Vorgaben des Gesetzgebers, um eine Absage zu erteilen. Doch je länger der Lockdown dauert, desto schwieriger scheint es für Eltern zu werden, ihre Kinder zuhause zu betreuen. „Insbesondere Eltern, die berufstätig sind und mobil von zuhause aus arbeiten, kommen an ihre Belastungsgrenze“, sagt Christian Schnur. Ähnliches berichtet auch Christine Hartmann: „Mit der Nachricht über die Verlängerung des Lockdowns sind die häuslichen Betreuungsmöglichkeiten zunehmend ausgeschöpft und die Anträge nehmen zu.“ Sowohl Stadt als auch Kita-Verband versuchen dann, Lösungen zu finden. „Bisher konnten wir alle begründeten Anträge positiv bescheiden“, sagt Christine Hartmann. Zur Verringerung des Corona-Infektionsrisikos mussten die Kitas in Niedersachsen am 11. Januar auf den Notbetrieb umstellen. Damit dürfen nur noch 50 Prozent der Plätze belegt werden. Das heißt für Krippen maximal acht Kinder, für Kindergärten maximal 13 Kinder pro Gruppe. Voraussetzung für eine Notbetreuung ist, dass mindestens ein Erziehungsberechtigter in betriebsnotwendiger Stellung in einem Berufszweig von allgemeinem öffentlichem Interesse tätig ist. Auch die Betreuung in besonderen Härtefällen ist möglich: etwa aufgrund einer Entscheidung des Jugendamtes zur Sicherung des Kindeswohls oder bei drohender Kündigung oder erheblichem Verdienstausfall für mindestens einen Erziehungsberechtigten. Diese Regeln gelten zunächst bis zum 14. Februar. Die Notbetreuung hat den Alltag in den Kitas verändert: Jenseits der Zahlen hat sich die Situation in den Kitas verändert, sowohl für die Kinder als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Der Gesprächsbedarf ist deutlich höher“, berichtet DRK-Sprecher Strehmel. Eltern hätten mehr Fragen zur Entwicklung ihrer Kinder und machten sich Sorgen, dass die derzeitige Situation negative Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben könnte. Zudem gibt es einen höheren Organisations- und Kommunikationsbedarf. Die Gruppen sind kleiner, wodurch sich die Erzieherinnen intensiver mit den Kindern beschäftigen können. „Das ist aktuell eine große Chance“, sagt Christine Hartmann. Dabei finden sich zwischen den Kindern neue Spielpartnerschaften oder vorhandene werden vertieft, berichtet Roland Strehmel. Zugleich müssen die Mitarbeiter aber Kontakt zu den Kindern halten, die derzeit nicht in die Kitas dürfen. In den Einrichtungen des Kindertagesstättenverbands geschieht das durch Besuche am Gartenzaun, das Verteilen von Bastelanregungen, Video-Botschaften, Telefonate oder regelmäßige Newsletter. Ähnlich ist es in den Kitas der Stadt Gifhorn und des DRK. „Stressiger als im Normalbetrieb ist es nicht. Aber die Notbetreuung ist für Kinder und Mitarbeiter fordernd, da ein neuer Alltag von Pädagogik und Organisation geschaffen werden muss“, sagt Christian Schnur. Lesen Sie auch: Verlängerter Lockdown: Diese Regeln gelten ab heute in Niedersachsen Corona-Regeln für die Behindertenhilfe: Kritik aus Gifhorn am niedersächsischen Kultusministerium Homeschooling im Kreis Gifhorn: So läuft es, das sind die Forderungen Von Christian Albroscheit