Corona: Mehr Kunden bummeln über Wochenmarkt in Gifhorn

Ob Eisregen oder knallige Hitze, ob eigene Erkältung oder ansteckende Corona-Pandemie – die Beschicker auf dem Wochenmarkt trotzen offenbar allen Widrigkeiten. Mit ihren Angeboten von roten Tomaten, gelben Bananen, orangefarbenen Apfelsinen und gelben Ananas bieten sie Woche für Woche ein buntes Bild in grauer Pandemie-Zeit. Es ist ein schöner Anblick, der viele „Menschen zum Bummeln“ verlockt, sagt Jürgen Plank aus Weyhausen. Er bietet frisches Obst und Gemüse an – ein vitamingespickter Renner im ungemütlichen Januar. Plank verzeichnet eigenen Bekundungen zufolge wegen der Corona-Pandemie „keinen Umsatzeinbruch, eher im Gegenteil“, sagt er und freut sich über steigende Kundenzahlen. Die Leute kämen vorbei, um einfach einmal zu bummeln und die eigenen vier Wände zu verlassen. „Was sollen sie im Moment auch sonst machen?“, fragt Plank. Er freue sich natürlich über den Umsatz. Was dabei aber auch auffalle: „Die Menschen gehen auf Abstand, geben acht und sie passen aufeinander auf.“ Bildergalerie vom Wochenmarkt: Die Kunden kommen jetzt später auf den Wochenmarkt: Gharew Jabbar bietet Knoblauch, Oliven, eingelegte Pilze und Schafskäse an. Er ist der einzige der Befragten, der einen Kundenrückgang verzeichnet, wie er sagt. „Es kommen weniger Leute seit Corona angefangen hat“, meint der Wolfsburger. „Früher lief es viel besser.“ Um Gewürze, Öle, Tee und Kräuterbonbons dreht sich alles am Stand von Sebastian Müller aus Wolfsburg. Ihm falle seit dem Lockdown auf, dass „die Kunden viel später als sonst kommen“. Wahrscheinlich gehen sie jetzt später ins Bett und schlafen morgens länger“, nimmt er an. Sei das Gros der Kunden vor Corona gegen zehn Uhr auf dem Wochenmarkt aufgeschlagen, kämen viele jetzt erst gegen zwölf Uhr. Über gestiegene Umsätze auf dem Wochenmarkt seit der Corona-Seuche freut sich auch Peter Flechtner. Der Bäcker aus Beetzendorf geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass sich viele Kunden jetzt im Lockdown mehr Zeit für einen gemütlichen Nachmittags-Kaffee gönnen. „Und dazu holen sie sich bei mir den Kuchen.“ Er verzeichne derzeit einen besseren Umsatz. Dagegen stehe aber die Absage von Hochzeiten und Geburtstagsfeiern, da liefere er derzeit keinerlei Gebäck. Auf der einen Seite Umsatzsteigerung, auf der anderen Absagen – „es hält sich die Waage“, sagt Flechtner und schiebt einen Laib Brot in den Ofen. Auch Ilse Jeromin aus Bröckel kann über keine coronabedingten Umsatzeinbußen klagen, im Gegenteil. Der Wochenmarkt auf dem Gifhorner Marktplatz ist jeden Mittwoch und Samstag in der Zeit von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Angeboten werden Produkte regionaler Erzeuger, es gibt Fleisch, Gemüse, Obst, Honig, Tee, Fisch, Käse Kuchen, Brot. Aber auch Gestecke und Blumen. Die Kunden kochen mittlerweile mehr selbst – und dafür brauchen sie Zutaten: „Die Menschen arbeiten im Home-Office und da gibt es keine Kantine und kein Restaurant um die Ecke“, sagt sie und zieht als Fazit: „Sie kochen deshalb jetzt mehr als früher.“ Und dafür müssten die Menschen einkaufen. Dabei bevorzugten sie das Shoppen an der frischen Luft auf dem Wochenmarkt statt im Supermarkt, begrüßt auch sie die ansteigenden Zahlen. Und nicht nur das: „Die Kunden freuen sich in dieser Corona-Zeit darüber, dass wir nach wie vor für sie da sind und sie bedanken sich dafür bei uns.“ Lesen Sie auch: Trotz weiterer Lockerungen weniger Kunden auf dem Wochenmarkt Warum ein Kultbahnhof-Team bald im Gifhorner Christinenstift arbeitet Gegen die Einsamkeit in Corona-Zeiten: Landkreis Gifhorn vermittelt Telefonfreunde Von Hilke Kottlick