Corona-Lage spitzt sich zu: Gifhorner Helios Klinikum arbeitet am Limit

Es ist dramatisch, was sich hinter den aktuellen Corona-Zahlen im Landkreis Gifhorn verbirgt: Das Helios Klinikum Gifhorn stößt seit Tagen an seine Grenzen. Um Covid-19-Patienten mit noch mehr Ärzten und Pflegekräften gut zu versorgen, sind nun sogar vier Stationen geschlossen worden. „Grundsätzlich ist die Situation in Gifhorn, wie in vielen anderen Krankenhäusern, angespannt“, berichtet Lisa Iffland, Sprecherin des Gifhorner Klinikums. Nicht-Infizierte Patienten werden verlegt: Bislang trage das Notfallkonzept, das auf einem Zusammenspiel der Helios-Kliniken im Norden basiert. Konkret heißt das, dass seit einigen Tagen Patienten, die nicht wegen des Virus behandelt werden, in Kliniken nach Uelzen und Wittingen verlegt werden. „Letztere wird von uns ganz bewusst Covid-frei gehalten “, erläutert Iffland. Aufschiebbare Operationen werden teilweise abgesagt: Außerdem würden gerade zeitlich aufschiebbare Operationen reduziert, um mehr Kapazitäten zu haben. Die Intensivstation sei weiterhin ausgelastet. Momentan werden dort 13 Patienten mit einer Covid-19-Infektion behandelt. In der Mehrheit handle es sich dabei um ältere Personen. Wie lange die Behandlung auf der Intensivstation dauert, sei sehr unterschiedlich. Herzinfarktpatienten kommen in umliegende Kliniken: „Die Akutversorgung der Zentralen Notaufnahme ist weiterhin gegeben“, so Iffland. Allerdings könne es zu Einschränkungen kommen. Das Herzkatheterlabor sei voraussichtlich bis Anfang nächster Woche abgemeldet, um personell besser aufgestellt zu sein. Herzinfarktpatienten würden direkt auf die umliegenden Kliniken verteilt. Am Montag werde die Situation von der Corona Task Force neu bewertet. Betriebsrätin schildert Lage als „äußerst angespannt“: Die Gewerkschaft Verdi nimmt nun die Lage in Gifhorn zum Anlass, überregional Alarm zu schlagen. Das Personal sei überlastet, der Krankenstand hoch. Betriebsratsvorsitzende Carmen Wismer berichtet: „Die Lage ist äußerst angespannt.“ Mitarbeiter werden aus dem Urlaub zurückgeholt: Mitarbeiter aus allen Bereichen der Klinik mit pflegerischer Grundausbildung würden für die Versorgung der Patienten herangezogen. Auch Ärzte sollen bei der Grundversorgung helfen. Beschäftigte hätten freiwillig ihre Stunden erhöht, um zur Entlastung beizutragen. Betriebsratsmitglieder seien zurück in die Pflege gewechselt. Zusätzlich würden Kollegen aus dem Urlaub zurück geholt, sagt Wismer. Gifhorn ist für Verdi ein mahnendes Beispiel: Angesichts der Entwicklung fordert die Gewerkschaft Verdi deshalb jetzt umgehend Maßnahmen, um auf die steigenden Infektionszahlen reagieren zu können. Verdi-Krankenhausexperte Jens Havemann: „Wir müssen verhindern, dass weitere Kliniken in eine solche prekäre Lage wie das Klinikum in Gifhorn kommen. Das Beispiel zeigt, wie schnell die Lage explodieren kann, wenn gleichzeitig die Zahl der schweren Covid-19-Patienten und die Infektionszahlen unter den Beschäftigten in die Höhe schießen.“ Gewerkschaft fordert Test- und Impfkonzept: Eine Forderung der Gewerkschaft: ein Test- und Impfkonzept für die Beschäftigten. „In allen Kliniken muss es eine Strategie zur Testung und Impfung des Personals geben. Testungen müssen in hoher Frequenz angeboten werden. Es muss in jeder Klinik schnell organisiert werden, dass die Beschäftigten, die sich impfen lassen wollen, auch kurzfristig die Impfung bekommen.“ Von Andrea Posselt