Conti kündigt Sparkurs an: IG Metall bangt um den Standort Gifhorn

Gerade befindet sich der Conti-Standort Gifhorn auf der Zielgeraden des 2015 mit Betriebsrat, IG Metall und Unternehmensleitung vereinbarten Eckpunktepapiers, das unter anderem einen Stellenabbau von damals 1450 auf 800 im Jahr 2023 vorsieht. Nun sorgte Conti-Konzernchef Dr. Elmar Degenhart in der Corona-Krise für weitere Hiobsbotschaften, sprach von Sparkurs und Stellenabbau. Die AZ hat beim Konzern sowie der IG Metall nachgefragt, wie die Lage aktuell und perspektivisch für das Gifhorner Werk ist. Aktuell ist Kurzarbeit angesagt: Zur aktuellen Lage in Gifhorn äußert sich die Pressestelle des Konzerns so: „Hier wird in der Produktion in einer reduzierten Schichtenanzahl gearbeitet. Dieses erfolgt unverändert mit Blick auf den Schutz unserer Mitarbeiter und in Reaktion auf die Produktionsanpassungen unserer Kunden. In Gifhorn sind auch im Juni Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen in Kurzarbeit.“ Auch zu den 2015 festgelegten Zielen gibt es eine Stellungnahme. „An den vor einigen Jahren im Eckpunktepapier festgehaltenen Punkten ändert sich nichts.“ In dem Papier ist damals auch fixiert worden, dass das Unternehmen 100 Millionen Euro investiert und eine Bestandsgarantie des Werkes bis 2025 gibt. Der Stellenabbau läuft ohne betriebsbedingte Kündigungen. „Immer nur auf Abbau unterwegs“: Conti gibt konzernweit für das Unternehmen das Ziel aus, weiter am Strukturprogramm Transformation zu arbeiten. Und genau daran hegt der Wolfsburger IG Metall-Geschäftsführer Matthias Disterheft arge Zweifel, dass das auch für den Standort Gifhorn zutreffe. Immerhin habe das Unternehmen hier vor wenigen Jahren einmal mehr als 3000 Mitarbeiter gehabt. „Aber nun sind die immer nur auf Abbau unterwegs. Dabei sollte das Unternehmen Verantwortung in der Region übernehmen.“ Jetzt in der Krise solle man die Zeit nutzen, für Gifhorn neue Konzepte entwickeln und „mit Volldampf dran arbeiten“. Jetzt alle verfügbaren Fördermöglichkeiten nutzen, sei die Devise. Ein mögliches Zukunftsthema sei etwa Wasserstoff-Technologie. „Die Geschäftsführung muss sich auf die Zukunft ausrichten. Aber da sind sie nicht so deutlich unterwegs“, kritisiert Disterheft. Der Konzern solle nicht nur die Aktionäre bedienen, sondern auch eine „Identifikation mit der Stadt“ zeigen. Die Gewerkschaft jedenfalls sei an einer lösungsorientierten Zusammenarbeit sehr interessiert. Eine eigentlich für Juni vereinbarte Entgelterhöhung sei auf Initiative der Gewerkschaft bis März ausgesetzt, werde erst dann ausgezahlt. Disterheft setzt im Gegenzug darauf, dass Conti in Gifhorn auf „Zukunftsprojekte setzt. Das ist eine klare Forderung der IG Metall. Conti sollte nicht nur auf die Aktionäre schauen.“ Von Andrea Posselt