Ausgangssperre im Kreis Gifhorn: Polizeibilanz für den ersten Abend fällt positiv aus

Seit Dienstag herrscht im Landkreis Gifhorn eine Ausgangssperre von 20 bis 5 Uhr. Ob die Gifhorner sich daran halten, wurde gleich am ersten Abend von der Polizei kontrolliert.Pressesprecher Thomas Reuter zog am Mittwochmorgen Bilanz. Der Landkreis Grafschaft Bentheim zieht derweil ein positives Fazit nach fast drei Wochen Ausgangssperre. „Es gab ein großes Personalaufgebot. Wir hatten 44 Beamtinnen und Beamte im ganzen Landkreis im Einsatz“, so Reuter auf AZ-Anfrage. Unter anderem war eine Streife in der Gifhorner Fußgängerzone unterwegs. Unterstützung bei den Kontrollen gab es auch von der Bundespolizei. Sie überprüfte Reisende an den beiden Gifhorner Bahnhöfen: „Bei den Personen, die dort zu- oder ausgestiegen sind, handelte es sich aber ausschließlich um Berufspendler, die damit also nicht gegen die Ausgangssperre verstoßen haben“, sagte Reuter. So sei es auch im Stadtgebiet gewesen. „Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass nichts los ist, denn die Geschäfte und Gastronomie haben ja zu. Und das Wetter ist ja auch nicht so toll“, so Reuter. Im Stadtgebiet habe man keine Passanten getroffen, die nicht auf dem Weg von oder zur Arbeit gewesen wären. Das treffe auch auf die kontrollierten Autofahrer zu – ausnahmslos VW-Mitarbeiter mit Bescheinigungen ihres Arbeitgebers. „Wir freuen uns, dass die Gifhorner sich so diszipliniert an die Vorgaben halten“, sagte Reuter. Die Kontrolle am ersten Abend der Ausgangssperre diente Reuter zufolge vor allem auch dazu, die Bürger aufzuklären, die vielleicht bis dahin noch nichts von der Ausgangssperre mitbekommen hatten. „Es dürfte aber mitlerweile jeder wissen, dass er ohne wichtigen Grund zwischen 20 und 5 Uhr nicht auf der Straße sein darf. Es wird weiter Kontrollen geben – und dann werden wir auch Bußgeldverfahren einleiten.“ Grafschaft Bentheim: Ausgangssperre wirkt: „Die Erfahrung, die wir daraus gezogen haben, ist, dass es eine wirklich sinnvolle Maßnahme war.“ Das sagt Ramona Tyben vom Landkreis Grafschaft Bentheim, der vom 23. Dezember bis 12. Januar als erster in Niedersachsen eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr verhängt hatte. Zu Beginn habe es einen Inzidenzwert von 230 gegeben, zum Schluss 145. Zwischenzeitlich war der Wert am Wochenende bei 117, mehrere Fälle in einer Pflegeeinrichtung als örtliches Geschehen hätten den Wert wieder etwas steigen lassen. „Natürlich ist auch das kein Inzidenzwert, der Grund zur Freude lässt“, sagt Tyben im AZ-Gespräch. Dennoch gehe der Trend in der Grafschaft Bentheim gegen den im Land nach unten. Deshalb und weil das Land schärfere Kontaktbeschränkungen beschlossen habe, habe man die nächtliche Ausgangssperre jetzt aufgehoben. Der Landkreis Gifhorn führt seine hohen Infektionszahlen unter anderem auf seine Teststrategie zurück, auch Kontaktpersonen ohne Symptome zu testen und folglich mehr positive Fälle heraus zu finden. Nach dem Landkreis Cloppenburg berichtet nun auch die Grafschaft Bentheim auf AZ-Nachfrage, ebenfalls viel mehr zu testen, als das Robert-Koch-Institut empfiehlt. „Wir testen tatsächlich alle Kontaktpersonen der Kategorie 1“, so Sprecherin Ramona Tyben. Beispiel: Ist jemand in einer fünfköpfigen Familie positiv, werden auch alle anderen vier, so sie noch im selben Hause wohnen, getestet. An dieser Strategie habe sich während der nächtlichen Ausgangssperre vom 23. Dezember bis 12. Januar nichts geändert, so dass die Senkung des Inzidenzwertes in dieser Zeit nicht auf die Teststrategie zurück zu führen sei. Die Grafschaft Bentheim mit 137 000 Einwohnern zählte bis Mittwoch insgesamt 2900 Fälle und 68 Tote, der Landkreis Gifhorn mit 176 000 Einwohnern 2765 Fälle und 50 Tote. Ausgangssperre: So viele Verstöße gab’s in der Grafschaft Bentheim: 400 Verstöße gegen die nächtliche Ausgangssperre hat die Polizei in der Grafschaft Bentheim festgestellt, damit ist Chefin Nicola Simon zufrieden. Auch Tyben spricht von guter Akzeptanz in der Bevölkerung und weitgehend Einsicht bei Ertappten. Bei letzteren gab es keinerlei Auffälligkeiten bestimmten Gruppen. Beispiel: „Es konnte nicht festgestellt werden, dass eine bestimmte Altersgruppe heraus stach.“ Von Thorsten Behrens und Dirk Reitmeister