AZ-Lesermeinung: „Die Impfstoffbeschaffung muss die absolute Priorität bekommen“

Zum Artikel „Die Impfkampagne verzögert sich“ schickte Sönke Driller aus Gifhorn einen Leserbrief. Er hält diese Verzögerung für ein Unding. Es kann nicht sein, dass sich Impfungen um mehrere Wochen verschieben. Es sei denn, es ist höhere Gewalt im Spiel, was hier nicht der Fall ist. Der oben genannte Artikel zeigt deutlich, warum Deutschland international, aber auch Niedersachsen im Bundesländervergleich seit Beginn der Impfungen eher hinten liegt. Es fehlt ganz offensichtlich an verantwortlichen, fähigen Politikern, die die Beschaffung des Impfstoffes zu ihrer Chefsache machen. Wenn Biontech/Pfizer in Lieferverzug kommt, weil das Werk umgebaut wird, müssen sie gleichzeitig einen Maßnahmenplan vorlegen, wie sie mit dem neuen höheren Output des umgebauten Werkes den Lieferverzug wieder aufholen oder besser noch überkompensieren wollen. Der Lieferverzug muss dabei alle Kunden treffen und nicht nur Deutschland. Wenn man das nicht ernsthaft einfordert, wird man hinten runterfallen. „Unser Bundesgesundheitsminister ist aus meiner Sicht voll verantwortlich“: Deutschland hat Biontech/Pfizer mit Steuergeldern in dreistelliger Millionenhöhe gefördert und darf sich jetzt bei den Lieferungen hintenan stellen. Dabei wird sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene die Verantwortlichkeit auf die EU geschoben. Unser Bundesgesundheitsminister ist aus meiner Sicht voll verantwortlich. Er verteidigt sich, dass genug Impfstoff für alle bestellt ist. Was fehlt ist die Aussage, ob die Bedarfe termingerecht gedeckt werden können. Die Lieferungen müssen sich an den maximal möglichen Impfungen orientieren. Was fehlt, ist ein Plan. Bis heute wird immer nur rückschauend berichtet, was nicht geklappt hat. Einen Soll/Ist-Vergleich, welche Lieferungen wann erwartet werden und welcher zukünftige Impfstatus sich daraus ableitet: Fehlanzeige. Die Impfstoffbeschaffung muss die absolute Priorität bekommen. Dafür sind Macher mit kreativen Köpfen, Macht und Geld erforderlich. In anderen Staaten gibt es offensichtlich solche Macher. Wie ist es sonst zu erklären, dass inzwischen jeder dritte Bürger in Israel geimpft ist. In Deutschland sind wir aktuell bei 1,5 Prozent! Ziel muss die Durchimpfung der Bevölkerung sein, bevor der Impfstoff wegen der Mutation nicht mehr wirkt: Die deutsche Politik verhakt sich zurzeit in immer neuen Maßnahmen, über deren Wirksamkeit nur das Prinzip Hoffnung schwebt, anstatt sich um die Durchimpfung der Bevölkerung zu kümmern, bevor das Virus soweit mutiert ist, dass der Impfstoff nicht mehr wirkt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Herr Spahn aktuell Tag und Nacht arbeitet und uns in Kürze seine zukünftige Impfkurve veröffentlicht, die die von Israel in den Schatten stellt. Lesen Sie auch: AZ-Lesermeinung: Die Verzögerung der Impfungen kostet jeden Tag Menschenleben AZ-Lesermeinung: Jochen Rainert bittet Gifhorns Landrat Dr. Andreas Ebel um mehr Fingerspitzengefühl Von AZ-Leser Sönke Driller