Brome: Landesbischoff bringt 300 Kerzen mit in die Liebfrauenkirche

Seit vier Wochen ist Ralf Meister im Rahmen seiner Ostertour schon unterwegs, am Montag besuchte der Bischof der Landeskirche Hannover die Liebfrauenkirche in Brome, um dort „ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes in diesen schwierigen Zeiten“ zu setzen. Nicht allein durch seine Anwesenheit, sondern auch durch ein Geschenk: 300 Osterkerzen. Auch dieser Tag war für 59-jährigen gebürtigen Hamburger, der seit zehn Jahren an der Spitze der hannoverschen Landeskirche steht, eng getaktet: „Nur sieben Gemeinden“ standen auf seinem Fahrplan, nach der halbstündigen Stippvisite in Brome ging’s für Meister mit der Limousine samt Chauffeur weiter „in Richtung Celle“. Oberer Hirte kommt mit Verspätung: In der Liebfrauenkirche zu Brome kam der obere Hirte mit einigen Minuten Verspätung an. Grund war ganz offensichtlich die Dreiheit der verbundenen Kirchengemeinden Brome-Tülau-Ehra-Lessien, die Kirchen in den beiden anderen Orten waren zuvor versehentlich und vergeblich angesteuert worden. Begrüßt wurde Meister erst im Bromer Gotteshaus. Und zwar von Jürgen Klein, der seit knapp einem Jahr als Interims-Pastor dort tätig ist. Einen wortlosen Gruß hatte Meister zuvor von der Kirchenempore empfangen, wo die Küsterin der Tülauer Johanniskirche auf der Trompete „Wenn das Brot, das wir teilen“ spielte – dessen Melodie für ungeübte Hörer an das Lied von Ernie aus der Sesamstraße „Hätt ich Dich heut’ erwartet, hätt’ ich Kuchen da“ erinnert. Nicht mit Kuchen, aber trotzdem „nicht mit leeren Händen“ trat Kirchenvorstands-Vorsitzende Anette Klopp ans Pult: Als Gastgeschenk für den Bischof, „das nicht einstaubt, sondern verbraucht wird“, hatte sie ein Glas Honig „aus der Region“ mitgebracht. Langes Gespräch mit einem Freund: Meister erzählte hernach, wie es zu der Oster-Aktion kam, die eigentlich 10 000 Kerzen und 100 Gemeinden umfassen sollte und mittlerweile 25 000 Kerzen für rund 180 Gemeinden vorsieht. Auch weil binnen einer Stunde nachdem die Ankündigung raus gegangen war, sich schon 250 Kirchengemeinden gemeldet hätten. Die Idee mit den Kerzen kam dem Bischof nach eigenem Bekunden vor zwei Monaten bei einem langen Gespräch mit einem Freund, dessen Frau um Weihnachten verstorben war. Ein Lied aus der Konfirmationszeit: Man sei der Frage nachgegangen, was die Menschen tröste. Dabei habe er sich an ein christliches Kinderlied aus seiner Konfirmationszeit erinnert mit dem Titel „10000 Kerzen“: „Es war vermutlich schlecht, aber der Refrain war gut.“ Und es gab den Funken für die Kerzenaktion, die jetzt jeder der drei Gemeinden im Verbund 100 Stück bescherte, „als Zeichen des Dankes für den Dienst, den sie an der Kirche tun“, und „des Trostes als Licht der Liebe Gottes“, das zu Ostern gefeiert werde. Ein „Geschenk und großes Abenteuer“: Pastor Helmut Kramer aus Ehra bedankte sich zum Abschied des Speed-Datings für den Besuch des Bischofs, zeigte sich ebenso wie Jürgen Klein erfreut, dass dessen Herz „für die Basis schlägt“. Meister hatte seine Osterkerzen-Tour zuvor als „Geschenk und großes Abenteuer“ bezeichnet, aber auch den Zeitdruck bedauert – „ich komme in Gemeinden, die ich noch nie gesehen habe. Schade, dass es so kurz ist. Ich möchte gern länger verweilen und mir erzählen lassen. Aber die Zeit reicht nicht“ – und dann eingangs seiner Ansprache David in Vers zwei des 69. Psalms der Lutherbibel zitiert, der für die Zeit bis Karfreitag 2021 gewählt wurde: „Rette mich, Gott, denn das Wasser geht mir bis an die Kehle!“ Von Jörg Rohlfs