St. Georg-Kirche Jembke: Gemeindeleben in Corona-Zeiten

„Trost in der Gemeinschaft zu finden, soll ja vermieden werden. Das macht es derzeit schwierig für Menschen, die allein sind“, sagt Verena Koch, Pastorin der St. Georg-Kirchengemeinde in Jembke. Diese verzichtet im aktuellen Lockdown komplett auf Präsenzveranstaltungen, weil „dabei viele Risikogruppen zusammentreffen würden“. Die Situation sei schwierig, so die Seelsorgerin, die deshalb hofft, „dass wir zu Ostern wieder gemeinsam feiern können“. Rein rechnerisch dürften sich 22 Personen „in unserer kleinen Kirche versammeln“. Die Konfirmanden – 26 an der Zahl in diesem Jahr – hätten sich im Dezember zum letzten Mal gesehen. Man schreibe über WhatsApp und komme, in kleinen Gruppen, analog zu den Schulen vielleicht schon im März wieder zusammen. Zu den zehn bis 20 Kindern, die sonst den Kindergottesdienst besuchen, bringen drei Ehrenamtliche aus der Gemeinde etwa alle 14 Tage Tüten nach Hause, die sie zuvor mit Bastelideen und Spielen gefüllt haben. Wer vernetzt ist, findet Angebote: Und Koch selbst versucht, auf der Homepage von St. Georg jetzt öfter mal „was zu schreiben, das mehr als reine Information ist“ – obwohl sie glaubt, dass sie jene, die sie damit erreichen möchte, eben weil sie allein sind, nicht unbedingt erreicht. Die, die im Wortsinne gut vernetzt sind, fänden sowieso gute Angebote: „Die Verlierer sind die, die sich nicht wie selbstverständlich durch das Internet klicken“ – und eher dem gängigen Medium Telefon zugeneigt sind. Derzeit besucht die Pastorin auch keine alten Menschen, wenn diese einen „runden“ Geburtstag haben, sondern ruft sie an. Wenn sie sich erkundige, „wie es ihnen geht, spürt man, dass sie schon ein bisschen Angst haben, dass ich doch noch vorbei komme“, hat Koch erfahren. Regelmäßigen telefonischen Kontakt zu Gemeindegliedern hält die Pfarramtssekretärin Gesine Jahr „von sich aus. Sie weiß, wen sie anruft“, und erhalte dabei viele positive Reaktionen: „Die Leute freuen sich.“ „Geht ihnen schlechter als im ersten Lockdown“: Die Menschen sind „unsicher und ängstlicher, es geht ihnen schlechter als im ersten Lockdown. Da war noch Hoffnung. Jetzt fehlt die Perspektive, jeder fragt sich, wann es endlich vorbei ist“. Wobei Koch, selbst zweifache Mutter, Unterscheidungen trifft: „Für Eltern, Familien ist die Belastung zwar hoch. Es gibt einen wahnsinnigen Druck und keine Pausen.“ Aber eine Taufe könne man, wenn nötig, eben mal verschieben. Für Alte und Alleinstehende sei „die Einsamkeit, die Abgeschiedenheit“ derzeit das größere Problem: „Und Beerdigungen sind schlimm.“ Ganz schnell zur Normalität zurückkehren: Insbesondere wenn sich die Angehörigen vom Verstorbenen aufgrund der Corona-Regeln nicht hätten verabschieden können: „Diese Regelung ist auch nicht in Ordnung und schädlich“, findet die Pastorin, die gleichzeitig glaubt, dass die Leute „wenn alles vorbei ist, ganz schnell wieder zur Normalität zurück kehren werden – weil sie sich danach sehnen“. Ihre Aufgabe als Seelsorgerin sieht sie – ob in Corona-Zeiten oder nicht – in der „Begleitung der Menschen“, ihre Ängste und Nöte „mit auszuhalten und dabei nicht an die eigenen Grenzen zu kommen“. Von Jörg Rohlfs