Die Kinderaugen fangen an zu leuchten, als Hans-Otto Kröger von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch (OAB) die erste kleine Schleiereule hervorholt. Bei der Frage, wer das Jungtier in die Hand nehmen möchte, gibt es unter den 23 Erst- bis Viertklässlern der Wolfsburger Laagbergschule kein Halten mehr. Viele Arme schießen in die Höhe. Die sogenannte Eulenberingung der OAB auf dem Hof der Familie Könecke in Osloß ist ein voller Erfolg. Für alle Seiten.
„Man schützt nur das, was man kennt“, sagt Horst Seeler. Er weiß, wovon er spricht. Seit 26 Jahren setzt sich der Sülfelder schon für Eulen ein. „Ihr Lebensraum schwindet, die großen Baugebiete nehmen ihnen die Jagdgebiete weg.“ In Osloß hat er auch Nicole Schaa an seiner Seite, nach Seelers Einführung trägt die Wolfsburger Autorin ihr Gedicht „Eulenzauber“ vor. „Ich habe es eigens für die OAB geschrieben“, so Schaa. „Es ist etwas fürs Herz.“
Die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft sucht stets Helfer
Auch für sie sind die nachtaktiven Vögel eine Herzensangelegenheit. „Als Kind durfte ich ein Schleiereulen-Pärchen pflegen. Dieses Erlebnis habe ich nie vergessen.“ Seit einiger Zeit unterstützt sie die OAB tatkräftig in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Schaa: „Es werden immer Menschen gesucht, die helfen.“
Das kann Seeler nur bestätigen. „Unsere Kernmannschaft besteht aus 15 Leuten, das ist zu wenig.“ Schließlich gilt es, sich um über 500 Nistkästen zu kümmern. Der in Osloß hängt schon seit 36 Jahren. „Manchmal nisten darin auch Turmfalken“, sagt Torsten Könecke. „Meist sind es aber wie in diesem Jahr Eulen.“
Ein Metallring als „Personalausweis“ für die Schleiereulen
Von ursprünglich acht Jungtieren leben noch sechs. Sie sind zwischen sechs und sieben Wochen alt, werden von Kröger fachmännisch beringt. Das heißt: Sie erhalten einen Metallring, in dem unter anderem eine laufende Nummer eingestanzt ist. „Daran können wir etwa erkennen, wie alt sie sind und wie weit sie wandern“, so Seeler.
Die Schüler sehen und hören interessiert zu, stellen sich brav an, um ein Jungtier in den Händen halten zu dürfen. „Das fühlt sich klasse an, ganz weich und flauschig“, schwärmt die neunjährige Leticia. Ein Erlebnis, das Seeler noch mehr Kindern wünscht: „Es ist schade, dass Lehrer nicht häufiger mit ihren Klassen in die Natur gehen.“
Von Nick Heitmann