Vor einem Jahr - nach den gescheiterten Fusionsplänen für die staatliche Wohltberg- und die evangelische Waldschule im Eichelkamp - hatten Kritiker des Zusammenschlusses dafür plädiert, dem Team am Wohltberg Ruhe für eine Stabilisierung zu geben. Tatsächlich ist die Zahl der Schüler seitdem gestiegen: 2015 waren es 84, zurzeit sind es rund 110. Aber: Jetzt fehlt die Betreuung.
Eine Lehrerin fiel wegen Schwangerschaft aus, eine zweite ging in den Vorruhestand. Alle Stellen seien ausgeschrieben, teilte Dörthe Niebaum von der Landesschulbehörde Eltern und Kollegium gestern mit, auch die Schulleitung. Den Posten hatte nach Weggang von Birgit Grammes 2015 Michael Rodowsky übernommen - aber nur kommissarisch bis zum Sommer. Rodowsky leitet ansonsten die Heidgartenschule in Vorsfelde. Ab nächster Woche solle es eine neue kommissarische Leitung geben, kündigte Bianca Schöneich, Pressesprecherin der Behörde an.
Und zwei Lehrkräfte sollen von anderen Standorten für ein Jahr an die Wohltbergschule abgeordnet werden, um den Kindern für diese Zeit feste Ansprechpartner zur Seite zu stellen.
„Man will uns doch nur hinhalten“, schimpft Peter Neumann, dessen Kinder die zweite und dritte Klasse besuchen. Sein Sohn habe nach drei Jahren auch drei Lehrerwechsel hinter sich, berichtet er. Und dass jetzt zwei Kräfte ausfallen, sei schon vor den Sommerferien bekannt gewesen. „Man sollte meinen, drei Monate reichen, um eine Lösung zu finden. Es geht um die Zukunft unserer Kinder! Ihre Bildung darf keine Kostenfrage sein“, so Neumann.
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Bürokratie statt Bildung
ein Kommentar von Andrea Müller-Kudelka
Laut Antwort auf eine Anfrage der FDP im Landtag waren im März 2016 in Niedersachsen 147 Schulleitungen an Grundschulen vakant, 90 Stellen schon mehrfach ausgeschrieben, bei 65 gab es keine Bewerbung.
Auch bis eine einfache Stelle neu mit einer Lehrkraft besetzt ist, dauert es lange – das erleben Eltern seit Jahrzehnten, egal welche Regierung am Zuge ist. 1800 neue Lehrer wollte das Land im Sommer einstellen. Aber woher nehmen? Hürden wurden nicht gesenkt; so haben es Quereinsteiger zum Beispiel noch immer schwer, anerkannt zu werden.
Das ist Bürokratie statt Bildung. Für die Wohltbergschule sind die Vergabe-Verfahren ein großes Problem. Viele Migrantenkinder bekommen hier eine spezielle Förderung, aber ohne genügend Personal kommt auch das engagierteste Pädagogen-Team immer wieder an seine Grenzen.